Meinungsumfragen sind aus der heutigen Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Auch in der Politik wird häufig mit Umfragewerten argumentiert, während Unternehmen Umfragen benutzen, um mehr über die Vorlieben ihrer Kundschaft zu erfahren.
In der Schule hat daher der Gemeinschaftskundeunterricht die Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler über die Funktionsweise von Meinungsumfragen aufzuklären und über Chancen und Grenzen, Möglichkeiten und Gefahren dieser „Meinungstechnologie“ zu informieren. Besonders gut gelingt dies, wenn die Lernenden einmal selber in die Rolle von Meinungsforschern schlüpfen und eine eigene Umfrage durchführen.
Genau das hat die Klasse 7c mit ihrem Gemeinschaftskundelehrer Dominik Jenne kürzlich getan. Nachdem im Unterricht über Geschlechterunterschiede zwischen Jungen und Mädchen gesprochen worden war, kam die Frage auf, wie sich diese wohl hinsichtlich der Lieblingsfächer beider Geschlechter niederschlagen. Gemeinsam kam man zu dem Schluss, dass eine Umfrage das geeignete Instrument sei, um dem Thema auf den Grund zu gehen.
Im Unterricht wurde ein Fragebogen entworfen, auf dem die Befragten ihr Lieblingsfach ankreuzen konnten, wobei bestimmte Fächer der Einfachheit halber zu Gruppen zusammengefasst wurden.
Ausgestattet mit den Fragebögen begaben sich die Schülerinnen und Schüler der 7c eigenständig in die unterschiedlichen Klassen der Realschule Wehr, erläuterten ihr Anliegen, teilten die Fragebögen aus und sammelten diese wieder ein.
Nach der Erhebung der Daten wurden die Ergebnisse gemeinsam ausgezählt. Anschließend wurden diese in Säulendiagramme überführt, wobei blaue Säulen die Mädchen, rote Säulen die Jungen repräsentierten. Auswertung und Darstellung lagen dabei in der Hand der Schüler. „Ich stand lediglich als Berater zur Verfügung“, erklärt Herr Jenne.
Nach der Überführung der Daten in Diagramme folgte die gemeinsame Diskussion der Ergebnisse. „Diese entsprechen dem, was man aus offiziellen Umfragen kennt, weisen aber einige Besonderheiten auf“, so Jenne.
So ist Sport grundsätzlich das Lieblingsfach der meisten Schülerinnen und Schüler. In den Klassen 6 und 7 ist dieses Fach bei Jungs und Mädchen gleichermaßen beliebt. In Klasse 8 wandern dann viele Mädchen zu AES ab, während die Jungen weiterhin besonders gerne Sport treiben.
In den fünften Klassen gibt es einige Mädchen, die sich für Sprachen und Naturwissenschaften begeistern. Auffällig ist, dass Mathe regelmäßig als Lieblingsfach angegeben wurde. Ein Befund, der eher ungewöhnlich ist und die entsprechenden Lehrkräfte freuen dürfte.
Auch über die Grenzen einer solchen Umfrage wurde bei der Auswertung eingehend gesprochen.
So wurde – der Einfachheit halber – nur ein einziges Lieblingsfach abgefragt. Über die zweit- und drittliebsten Fächer konnte hierdurch bei der Umfrage nichts in Erfahrung gebracht werden. Damit bleiben die Ergebnisse recht eindimensional, was für diese Art der Umfrage typisch ist. Hätten Beliebtheitswerte angegeben werden können, hätte sich sicherlich ein anderes Bild ergeben.
Außerdem sagt die Umfrage nichts über die Gründe dafür, dass ein Fach das Lieblingsfach eines Schülers ist. Liegt es am Lehrer oder den Themen? Das bleibt Spekulation.
Am Ende des Projekts hat die 7c nicht nur gelernt, wie Umfragen funktionieren und welche Grenzen sie haben. Den Lernenden wurde auch klar, dass sie ein Instrument sind, mit dem sich mehr über den Zustand eines Gemeinwesens herausfinden lässt. Außerdem machen das Planen und Durchführen einer Umfrage Spaß – es gibt bereits Pläne für die nächsten Erhebungen.